Atomatlas, Adaption als Vorhang, für NEPA ca. 300 x 175 cm
MKW-Sipendium
Mein Vorhaben im Rahmen des Stipendiums gliederte sich in zwei Teile.
(1) Seit 2011 arbeite ich an installativen, mit Medien versetzten Holzschnitt-Serien zum gesellschaftlichen Leben im Atomzeitalter. In diesem langfristigen Projekt dient das "Einzoomen" als Vehikel einer näheren Betrachtung. Eine Weltkarte, der "Atomatlas" wird in regionalen Zoombildern vertieft. Mit jedem "Einzoomen" wird es auch zunehmend regionaler und persönlicher. Motive stammen nicht mehr nur aus den Medien, sondern aus privaten Quellen oder aus Eigenproduktion. Eigene Bild und Filmdokumente, eigene Gespräche mit Wissenschaftlern, politischen Akteuren, eigene Archivbilder und Bilder von Freund/innen und Kolleg/innen werden in das Geflecht aus aktuellen und historischen bildnerischen Meldungen eingearbeitet.
Zur Fortführung der Zoombilder waren für 2020 und 21 mehrere Rechercheaufenthalte in Deutschland geplant, die immer ein regionales Eintauchen, ein direkter Dialog mit Einzelpersonen vor Ort sind.
Besonders interessant sind dabei für mich
• Auswirkungen auf Gesellschaft
• atomare Muster/Infrastrukturen/Vernetzungen
Mit Hilfe des MKW-Stipendiums beabsichtigte ich in Deutschland einen Teil dieser vor-Ort-Recherchen durchzuführen. Dabei sollte der Fokus auf der Erstellung eigener Video- und Bildaufnahmen liegen. In der weiteren künstlerischen Arbeit sollte dann traditioneller japanischer Holzschnitt mit Medienprojektion, Audio und Video in einer Installation kombiniert werden.
Caférunde, Holzschnitt, 240 x 100 cm
Foto und Videostills, Ahaus
Detail aus Netzteile, 60x50 cm
Landmarken, Holzschnitt mit Projektion, 120 x 100 cm
Bedingt durch die Corona-bedingten Reisebeschränkungen konnte ich nicht alle Rechercheziele wie geplant aufsuchen. Mir ist es jedoch gelungen, Quellmaterial im Münsterland, Aachen und der Eifel zu erstellen. Nicht immer konnte ich Audio und Video in der erhofften Form und dem gewünschten Umfang erstellen. Insbesondere Interviews konnten oft nicht wie geplant durchgeführt werden. Da auch Übernachtungen nicht möglich/erwünscht waren, konnten Recherchen nur in unmittelbarer Wohnortnähe erfolgen. Hier werde ich zugunsten meines Werkes in den nächsten Wochen nachsteuern. Folglich konnte ich auch nicht die kompletten Installationen umsetzen. Ein größerer Holzschnitt mit Projektionsüberlagerung "Landmarken" wurde jedoch bereits fertiggestellt. Eine mehrteilige Installation zu Eifel und Münsterland ist derzeit in der Umsetzung und wird Anfang 2022 in einer Ausstellung in Bonn gezeigt.
Ich nutzte die Zeit, um andere Arbeit aus dem Themenkomplex der Atom-Zoombilder zu vollenden, die ebenfalls in Bonn gezeigt werden soll. Die Arbeiten "Caferunde" und "Der Sesamhund fährt nicht mit" sind Details aus einem Japan-Zoom, zu dem ich vor der Pandemie noch Recherchen in Japan durchführen konnte.
Ziel meiner Arbeit ist die Fortführung und intensive Beschäftigung mit meiner gegenwärtigen künstlerischen Serie. Stipendien und Förderung sind oft an Themen und Orte gebunden, ganz so als wüssten wir Künstler*innen nicht, woran wir arbeiten sollen. Das MKW-Stipendium ist offen gehalten und ermöglich daher eine wirklich Arbeit an den eigenen Projekten. Das wusste ich sehr zu schätzen und umzusetzen. Wie bereits geschrieben ergaben sich notwendige Einschränkungenbedingt durch die Pamndemie. Diese bewerte ich jedoch einfach als notwendige zeitliche Verschiebung, eine Umsetzung erfolgt jetzt, nachdem vieles wieder möglich ist. Daher erstreckt sich die Bearbeitung auch über einen längeren Zeitraum
Das Eintauchen in den Dialog mit den Orten und soweit möglich Personen vor Ort führte dazu, dass ich meinen Blickwinkel ständig verändern konnte. Das habe ich als sehr bereichernd und inspirierend erlebt.
(2) Anfang 2022 kuratiere ich im Bonner Künstlerforum eine Ausstellung mit internationalen Gästen, Arbeitstitel "Redraw Tragedy". Sieben Künster*innen befassen sich mit folgeschweren Ereignissen, Katastrophen und Tragödien. Meine oben skizzierten Arbeiten zum Atomzeitalter werden in dieser Ausstellung gezeigt und diskutiert. Bereits im Vorfeld soll es eine Internetplattform geben, auf der eine medial vielfältige und inhaltlich-künstlerische Diskussion möglich wird. Das Format soll dazu beitragen, über die Spanne einer Ausstellung hinaus, die Wahrnehmung zu vertiefen und den künstlerischen Diskurs anzuregen.
Die Plattform wurde im Rahmen des MKW-Stipendiums erfolgreich konzipiert und gestaltet. Sie befindet sich derzeit in der technischen Umsetzung. Ab dem 1.7. wird unter dem Projektlink hierzu ebenfalls veranschaulichendes Material online sein. Die Website selbst wird erst ab 1.11.2021 live gehen. Veröffentlichung und inhaltlich- redaktionelle Befüllung ist von anderen Förderungen abhängig. Sobald die Website live ist, werde ich sie ebenfalls verlinken.
Screen der Website Redraw Tragedy, deren Konzeption und Design mit dem MKW-Stipendium erstellt wurde